Es war einmal...
 

Niendorf, das Neue Dorf

Niendorf wird das erste Mal bereits im Jahr 1194 in einer mecklenburgischen Urkunde als Nouam Uillam erwähnt. Laut dieser kirchlichen Schrift mussten viele Dörfer, darunter auch Niendorf, ihren Zehnten an den Ratzeburger Dom abführen. 
Entstanden war das heutige Niendorf im Zuge der germanischen Kolonisation nördlich der Elbe. Doch schon davor gab es eine ausgedehnte slawische Siedlung am westlichen Niederungsrand der Stecknitz, die aber wahrscheinlich in mittelslawischer Zeit, lange vor der Gründung des Neuen Dorfes aufgegeben wurde. (Karl Kersten. Vorgeschichte Lauenburg, Neumünster 1951)




Niendorf und die Parkentins

Im 13. Jahrhundert beginnt mit dem Auftreten der Familie von Parkentin (Die Bezeichnungen variieren von Parkentin bis Barkenthin, wir haben jeweils die in den Quellen verwendete Bezeichnung übernommen) eine interessante Zeit für Niendorf und die Region. Die von Parkentins hatten ihren Sitz im heutigen Berkenthin und nannten sich nach dem Ort. Sie besaßen einige Dörfer, unter anderem auch Niendorf. Dieser Besitz wird dadurch bekundet, dass Detlef von Parkentin 1304 seinen Zehnten aus Niendorf an den Pfarrer in Siebenbäumen abgeben musste. Wie damals im mecklenburgischen Urkundenbuch (8 / 5327) bekundet, ist Detlef von Parkentin auch 1332 noch in Niendorf, damals Nygendorpe, wohnhaft. Und auch für 1334 wird in Niendorf ein adeliger Hof bezeugt.
Das Dorf hat um 1300 eine Größe von sechs Hufen und befand sich mit den Bauernhöfen näher an der Stecknitz (dem heutigen Elbe-Lübeck-Kanal), ungefähr in der Höhe vom Olen Hof.  Es ist anzunehmen, dass der adelige Hof sich damals auf einer als „Aufm Hofe Hoff“  genannten Parzelle befand, an der Stelle des heutigen Borggrabens. Diese Niederung wird auf einer Flurkarte von 1792 als „Im Burggraben“ bezeichnet. Auch heute noch wird dieser Platz von den Bewohnern Niendorfs als Platz für eine früher existierende Burg angegeben. Da der Wirtschaftshof eines Ritters im Mittelalter gewöhnlich durch eine Wallanlage befestigt war, entstand wohl auch im Volksmund die Bezeichnung „Burg“ für diesen adeligen Hof.
Wahrscheinlich im ausgedehnten 14. Jahrhundert ging das Dorf aus dem adligen Besitz an die Stadt Lübeck über, der adlige Hof wurde aufgehoben und sein Land der Gesamtheit den Bauern überlassen. (W. Prange „Beiträge zur schleswig-holsteinischen Geschichte“, 2002)
Auf der Handelsstraße zwischen Hansestädten Hamburg und Lübeck sollten sich im 14. Jahrhundert etliche Raubrittersitze befunden haben. Es ist möglich, dass die verarmten ritterlichen Familien versucht haben, durch Überfälle auf Kaufmannswagen ihre finanzielle Lage zu verbessern. (Kastorfer Chronik. Jochen Düring. Verlag Max Schmidt-Römhild, Lübeck 1986). Die häufigen Fehden führten ebenfalls oft zur Raubritterei. 



Eine wichtige Verkehrsverbindung

Über Niendorf verlief im Mittelalter  eine wichtige, von Fuhrwerken der hanseatischen Kaufleute befahrene Straße von Lübeck nach Hamburg. Das ist im Urkundenbuch der Stadt Lübeck von 1240 belegt. Hier heißt es: „Die Brüder Eckhard Holtsate, Detlef, Marquart und Heinrich von Barkenthin ertheilen  auf Ansuchen des Herzoges von Sachsen und aus Freundschaft für Lübecks Bürger allen Kaufleuten die Freiheit , über den ihnen zuständigen Theil der Hamburgischen Strasse zu ziehen, auch ihre Güter in Barkentin über die Steknitz setzen zu lassen.“ (1240, Urkundenbuch der Stadt Lübeck, 1/89) Dieses Entgegenkommen seitens der Parkentins war sicherlich die Voraussetzung dafür, dass die Straße sich zu einem wichtigen Frachtweg entwickelte.
Im 14. Jahrhundert wurde die Macht und die Besitzausdehnungen der Familie Parkentin stark reduziert. Vor allem griff die Stadt Lübeck die Familie an. Nach und nach erlangte der Lübecker Rat die Kontrolle über einen nicht unbedeutenden Teil der Handelsroute zwischen den Hansestädten Lübeck und Hamburg. Dadurch gelangte  Niendorf, genau wie viele andere lauenburgische Dörfer, über  mehrere Jahrhunderte in den Besitz der Hansestadt Lübeck.  Im 17. Jahrhundert wurde der alte Frachtweg abgebaut. Die neue Verbindung  von Lübeck nach Hamburg führte jetzt über Kastorf und war 7.5 km kürzer als der alte Weg. Verantwortlich für den Ausbau der Straße waren die Lübecker, die als Gegengabe ein Wegegeld verlangten. (Kastorfer Chronik. Jochen Düring.) 
Niendorfs Lübecker Zeit sollte allerdings nicht lange dauern. 1747 wurde Niendorf - jetzt mit 7 Hofstellen - in einem Vergleich von Lübeck an das Herzogtum Lauenburg übergegeben. ( U.S.C. Manecke: Topographisch-historische Beschreibung.) Noch bis 1750 wurden Verhandlungen geführt, in denen Lübeck Düchelsdorf und Sierksrade gegen andere Dörfer, darunter auch Niendorf, austauschen wollte. Die Verhandlungen führten zu keinem Erfolg. (Koop: Die Ämter und ihre Gemeinden, 2000) 



Schulzeit in Niendorf

1695 wurden die Niendorfer Kinder in Göldenitz unterrichtet wurden, dafür zahlte die Dorfschaft dem dortigen Lehrer ein Gehalt. Die Einschulung der Kinder in Göldenitz blieb vermutlich bis 1796 bestehen, denn danach versorgte Niendorf den Lehrer im eigenen Dorf mit Ländereien und Gehalt. Die Schule war in einem Gebäude errichtet, dass auch für landwirtschaftlichen Nebenerwerb geeignet war. Zwischen 1818 und 1848 hat Niendorf an einer anderen Stelle ein neues Schulhaus gebaut. Das alte Gebäude stand noch bis 1911.
Bis zum zweiten Weltkrieg unterhielt Niendorf eine eigene Schule, danach wurden die Kinder in Kühsen unterrichtet. Seit 1968 gehört Niendorf zum Schulverband Berkenthin. (Koop: Die Ämter und ihre Gemeinden, 2000)



 

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Niendorf, ein Dorf mit Geschichte